Die 1986 als gemeinnützige Gesellschaft gegründete Kunststiftung Poll widmet sich der Förderung und Erforschung figurativer Kunst im 20. und 21. Jahrhundert. Sie setzt sich dafür ein, dass bestimmte künstlerische Einzelpositionen des Realismus, unabhängig von Tagesmoden oder Entwicklungen des Marktes, für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben, fachkundig betreut werden und wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren. Hierbei spielt die Kunstsammlung der Stiftung, die inzwischen nach Bestätigung der zuständigen Landesbehörde Museumseigenschaft besitzt, eine zentrale Rolle. Schwerpunkt der stiftungseigenen Arbeiten bilden die künstlerischen Nachlässe, Zustiftungen und Werkgruppen von Christel Poll und Hermann Poll, Herbert Kaufmann, Maina-Miriam Munsky und Peter Sorge u. a. sowie Arbeiten europäischer Künstler, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ähnliche Entwicklungen genommen haben. Zuletzt wurde das fotografische Archiv des 2004 verstorbenen Künstlerfotografen Erhard Wehrmann von der Kunststiftung übernommen. Die Stiftung bemüht sich weiterhin um Werke, die sich sowohl mit aktuellen gesellschaftlichen Erscheinungen als auch mit den großen realistischen Strömungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen. Seit 1997 zeigt die Kunststiftung in der von ihr geführten Galerie in der ehemaligen Musikschule Mitte regelmäßig Ausstellungen nicht nur aus den Beständen, sondern auch Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern mit Schwerpunkt Fotografie. Die Erarbeitung von Werkverzeichnissen einzelner Künstler der Sammlung sowie wissenschaftliche Projekte ergänzen die Arbeit der Stiftung, die von einem Beirat unterstützt wird, der sich aus Ausstellungsmachern, Künstlern und Kunsthistorikern zusammensetzt. Eine ihrer Aufgaben sieht die Kunststiftung auch darin, an künstlerische Positionen zu erinnern, die in der Hektik des Marktes und zunehmender Kunstbetriebsamkeit in Vergessenheit zu geraten drohen. Die Gipsstraße, vormals Gipsgasse, benannt nach einer in der Hausnummer 18 gelegenen Gipsbrennerei, gehört zu den ältesten Straßen der Spandauer Vorstadt. In der Gipsstraße 3, dem heutigen Sitz der Kunststiftung Poll, befand sich das erste katholische Altenpflegeheims Berlins, das 1780 gegründet wurde. Hier wurden arme und gebrechliche Gemeindemitglieder untergebracht und versorgt, konnten jedoch keine medizinische Versorgung erhalten. Nach dem Bau des St. Hedwig-Krankenhauses in der Großen Hamburger Straße wurde das Alters- und Pflegeheim in der Gipsstraße 3 nicht mehr benötigt und ging an die jüdische Gemeinde, die hier 1891 den „Ersten Israelitischen Volkskindergarten und Hort“ einrichtete und 1913 das Gebäude-Ensemble durch einen Klassentrakt in Kappenbauweise ergänzte. Der Kindergarten bot 164 Kindern Platz für eine Tagesunterkunft. Bis 1942 kamen die Kinder aus der Umgebung, meist aus dem ärmeren Teil der Spandauer Vorstadt hierher, am Ende auch Kinder und Jugendliche, deren Eltern verhaftet oder deportiert worden waren. Nachdem 1942 im nationalsozialistischen Deutschland alle jüdischen Tagesstätten und Kinderheime geschlossen worden waren, wurde die Gipsstraße 3 in eines der berüchtigten Sammellager für Kinder umgewandelt. Im Herbst 1942 wurden alle Kinder aus der Gipstraße 3 nach Auschwitz deportiert. Im Juni 1940 musste das Eigentum am Grundstück Gipsstraße 3 auf die „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ und im Juni 1942 an die „Nationalsozialistische Volkswohlfahrt e. V.“ übertragen werden. Über die Nutzung in der Endphase des 2. Weltkrieges ist nichts bekannt. Noch vor der 1950 erfolgten Überführung des Grundstücks in das Eigentum des Volkes wurde 1948 in der Gipsstraße 3 die Musikschule des Stadtbezirks Mitte eingerichtet, die zu den drei ältesten Einrichtungen ihrer Art im Ostteil Berlins gehört. 1996 wurde das Grundstück an die Conference on Jewish Material Claims against Germany, Inc. New York (USA), restituiert, von der es die GbR Gipsstraße 3 im Jahre 1997 erwarb und nach Entwürfen des Architekten Jürgen Pleuser zu einem Kunst-, Verlags- und Atelierhaus ausbauen ließ. Im Juni 1998 wurde die im Vorjahr auf der documenta X in Kassel gezeigte Arbeit „KINO“ des Künstlers Peter Friedl als permanente Installation auf dem im Hof befindlichen Heizhaus montiert. Als wichtiges Beispiel in der DDR entstandener Bildhauerkunst der 50er Jahre wurde die Skulptur „Verhör in Algerien“ von Jenny Wiegmann-Mucchi (1895-1969) im Hof aufgestellt.
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