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Eine magische Dichte
Dem Betrachter mögen einige Bilder von Awad Krayem auf den ersten Blick wegen ihrer freien Interpretation zur ungegenständlichen Malerei hin etwas hermetisch erscheinen. In verhaltenen Farbtönen komponiert der 1948 in Syrien geborene und seit 1967 in Wien lebende akademisch ausgebildete Künstler weite Landschaftsausschnitte so, daß sie aus der Vogelperspektive eine Aussicht mit tiefer Fluchtlinie darstellen. Dabei bilden Silhouetten wie von Bäumen, Gebüsch, Häusern, Hügeln oder Ebenen vorwiegend das Bildmittelfeld. Von hier breitet sich infolge der strukturierten Farbflüsse ein verfeinerter Lyrismus über die ganze Bildfläche aus. Durch die ungewöhnliche Stofflichkeit der Farben und die großzügige Konzeption der Bildgestaltung malt Krayem sensible Bilder, die in der Aura der Einsamkeit den Betrachter zur Selbstbesinnung hinführen.
Der international anerkannte Maler, der
in vielen europäischen Ländern, in den USA und in Südafrika erfolgreich ausgestellt hat, setzt die Perspektive so an, daß sie einen unwiderstehlichen Sog in die Tiefe erzeugt. Ein flacher, ruhiger Wolkenhimmel suggeriert zusätzlich den Tiefenzug ins Unendliche, so daß der in der Tiefe sich verlierende Hintergrund die Grenze zum Metaphysischen sprengt. Das Bewußtsein von einem geheimnisvollen Ursprung und Urgrund schafft die Stille in diesen Landschaftsbildern.
Krayem ist kein Erzähler, der neugierige Schaulust für Details weckt. Seine Kompositionen sind so angelegt, daß die Wirklichkeit durch die malerische Suggestion eine geheimnisvolle Dichte erfährt. Die dingliche Präsenz wird von etwas Magischem überlagert, weswegen die Festigkeit aufgelöst wirkt. Nicht das Festhalten der Naturwahrheit ist also das wesentliche Ziel von Krayem, sondern die Freisetzung von Hintergründen.
Dr. EgonTscholl
Art Meran (italien)